Fluchtursache Klimawandel - Ethik der Nachhaltigkeit fordert energisches Handeln

Der Klimawandel ist Thema vieler Publikationen, Gespräche und Kongresse, in denen vom Abschmelzen des Eises, Anstieg des Meeresspiegels und der Erdoberflächentemperatur, Zunahme extremer Wetterereignisse, Versteppung, Verschiebung von Klimazonen und Zusammenbruch von Ökosystemen die Rede ist. Dass der Klimawandel jedoch auch eine Frage der Gerechtigkeit ist und gegen das Gebot der Nächstenliebe verstößt, rückt häufig in den Hintergrund. Dem setzte am 18.04.2012 die Akademie Franz Hitze Haus in Kooperation mit Soroptimist International Club Münster-Mauritz das Abendforum zum Thema „Fluchtursache Klimawandel – Zusammenhänge zwischen globaler Erwärmung, Armut und Migration am Beispiel Tuvalu" entgegen.

 

Professor Dr. Andreas Lienkamp (Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück)

Dr. Martin Dabrowski (Akademie Franz Hitze Haus), Hanne Große-Kleimann (SI-Club Münster-Mauritz), Professor Dr. Andreas Lienkamp

Dass die meisten Menschen noch nie von Tuvalu gehört haben, nimmt nichts von der Wichtigkeit dieses Inselstaates als Beispiel weg. Tuvalu sei ein Frühwarnsystem für das, was uns droht, wenn wir nicht gegensteuern, so Professor Dr. Andreas Lienkamp vom Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück.

Der Soroptimist International (SI) Club Münster-Mauritz hatte Professor Lienkamp im Rahmen Projektes „SOFIA – Soroptimistinnen für interkulturellen Austausch" von SI Deutschland eingeladen. Mit dem Abendforum wollten die Frauen von SI-Club Münster-Mauritz Bewusstsein schaffen für eine neue Gruppe von Migranten: Klimaflüchtlinge.

In seinem engagierten und sehr anschaulichen Vortrag stellte Professor Dr. Andreas Lienkamp eine Ethik der Nachhaltigkeit in den Vordergrund, die unseren Planeten auch für nachfolgende Generationen Heimat- und Lebensort sein lässt. Tuvalu, eine Inselgruppe im Pazifik, zwischen Hawaii und Australien gelegen, kämpft seit Jahren um sein Überleben. Eine allmähliche Überflutung, Versalzung der Böden, Trinkwasserknappheit und Zerstörung der maritimen Nahrungskette bedrohen den flächenmäßig viertkleinsten Staat der Erde, dessen höchste Erhebung 5 m beträgt. Ein letzter Ausweg besteht in der Flucht nach Australien oder Neuseeland, die rund 10.000 Menschen betrifft, für die Tuvalu einen kollektiven Asylantrag gestellt hat. In den tief liegenden Inselstaaten sind jedoch potenziell über 550.000 Menschen betroffen. Dabei stellen sich neue Herausforderungen an die Gesetzgebung und den Status von Klimaflüchtlingen, für deren Schicksal vor allem wir, die Erzeugerländer von Treibhausgasen, verantwortlich sind.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass umgehend und entschieden in der Energiewende gehandelt werden muss, da wir die letzte Generation sind, die einen gefährlichen Klimawandel, der uns alle (und alle folgenden Generationen) treffen wird, verhindern kann, so Lienkamp. Aber Industrienationen seien nicht nur verpflichtet, den Klimawandel zu bremsen. Aus Solidarität mit den gegenwärtigen und zukünftigen Opfern müssten sie ebenso Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel vorantreiben.

Der SI-Club Münster-Mauritz fand in der Akademie Franz Hitze Haus den idealen Kooperationspartner für diesen Vortrag, denn die Akademie Franz Hitze Haus bietet schon seit 1952 eine Plattform für die Auseinandersetzung, Bildung, Information und Begegnung, u.a. für Änderungen in der Umwelt und deren Auswirkung auf bestimmte Gruppen der (Welt)Bevölkerung.




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